CHARAKTERE in alphabetischer Reihenfolge
RASCHID AG ARESHÁR
(Asad-Krieger / MIDGARD)
Raschid Ag Areschar ist ein mittelgroßer schlanker Asad-Krieger vom Adels-Stamm der Kel Aschak. Seine Augen sind – wie bei vielen adeligen Asad – blau wie der Himmel über der Wüste, die seine Heimat ist. Seine Statur ist relativ groß und schmal, aber kräftig, was den harten Lebensbedingungen entstammt, unter denen er aufgewachsen ist. Schon in frühester Kindheit musste er lernen, mit dem wenigen auszukommen, was die Wüste zu bieten hatte. Insbesondere Wasser lernte er als kostbares, lebensnotwendiges Gut kennen, von dem nie genug vorhanden war.Seine langen blonden Haare trägt er meistens zusammengebunden und mit Zöpfen durchflochten. Kleidung und Frisur hält er nach Möglichkeit in tadellosem Zustand. In Moravod trägt er allerdings nicht die Tracht der Asad, sondern schlichte moravische Reisekleidung von gute Qualität.
Er legt viel Wert auf ein stolzes, würdevolles Auftreten, einerseits weil er es seiner adeligen Herkunft schuldig ist, andererseits auch, um die Damenwelt zu beeindrucken.
Kleinen Flirts und Techtelmechteln ist er durchaus nicht abgeneigt, und das Unverständnis seiner Gefährten quittiert er nur mit einem undeutbaren Lächeln. Das Leben ist schließlich hart genug, also wieso soll man sich nicht die kleinen Vergnügen gönnen, die sich einem bieten. Schließlich gelte das gleiche ja auch für die Damen, wie er immer wieder betont. Allerdings bedrängt er Frauen niemals, sondern begegnet ihnen mit Respekt, weckt mit seinem Auftreten unaufdringlich ihr Interesse und lässt nur diskrete Andeutungen von Komplimenten fallen. Wenn die betreffende Frau nicht darauf eingeht, akzeptiert er das und wendet sich anderen Kandidatinnen zu. Andere Mütter haben schließlich auch anziehende Töchter.
Raschid wurde vor ca. 25 Jahren in den öden Hügeln in Eschar geboren, wo fast alle Asad leben. Er wuchs in einem typischen Asad-Nomadenlager auf, das üblicherweise aus der Clansmutter (Kaida), ihrem Ehemann, sowie ihren Töchtern mit ihren Familien besteht. In Raschids Fall waren das seine Großeltern, zwei ältere Geschwister seiner Mutter samt Ehepartner, seine Eltern, sowie drei ältere Geschwister und diverse ältere Cousins und Cousinen.
Die Kel Aschak sind ein relativ kleiner Asad-Stamm, verglichen mit den Kel Imuhar oder den Kel Asadded.
Als Raschid 10 Jahre alt war, erhielten sie von der weißen Königin den Auftrag, die weit abseits der übrigen Asad-Reviere gelegene Dschebel-Al-Ghussat zu erobern, da diese ein unzugänglicher Rückzugsort diverser Räuberbanden war. Die Idee kam von Aziza, welche im Begriff war, den Fürsten von Chetra zu heiraten. Mit den Kel Aschak als alleinigen Bewohnern der Dschebel-Al-Ghussat, so der Plan, könne man leichter Frieden aushandeln, als sich ständig gegen wechselnde Räuberbanden zur Wehr setzen zu müssen. Zusätzlich sollten sie die Karawanenwege beschützen, und dafür eine regelmäßige Gebühr erhalten. Dafür sollten sie darauf verzichten Tribut von Durchreisenden zu verlangen. Über ein Jahr dauerten die Kämpfe, und kosteten viele Kel Aschak das Leben. Kurz nachdem Raschid 12 Jahre alt geworden war, übersiedelten die Kel Aschak in die Dschebel-Al-Ghussat, wo sie immer noch leben. Sie sind auch heute noch die Wächter der Karawanenwege rund um Chetra und Nedschef. Mit ihnen kamen fünf Vasallenstämme, die von der Ziegenzucht leben und den Kel Aschak Tribu entrichten, ebenso, wie die Oasenbauern, die sehr unter den Räubern gelitten hatten, und die Kel Aschak als die weitaus angenehmere Alternative betrachten. Der Inadenclan Kel Tahore übersiedelte 5 Jahre später ebenfalls dorthin.
Seit Raschid mit 15 Jahren zum Mann erklärt worden war, war es sein Bestreben ein Krieger und Karawanenführer zu werden wie alle Männer in seiner Familie, doch Ormut hatte andere Pläne mit ihm. Daran glaubt Raschid fest, und diverse Ereignisse, die anderen belanglos erscheinen mögen, sieht er als Bestätigung seines Glaubens an. Wie die meisten Bewohner Eschars ist auch Raschid ein überzeugter Anhänger des Dhin Amul und wie alle Asad ist auch er davon überzeugt, dass Ormut weiblich ist. Wer anders als eine Frau könnte das Leben erschaffen haben, wo doch überall das Leben aus den Müttern entsteht?
Im Alter von 20 Jahren verließ er seine Heimat aus persönlichen Gründen (Einzelheiten dazu werden im Beitrag „RaschidsVorgeschichte" und "Heimkehr" beschrieben).
Anfangs reiste er mit einer Gruppe von Gefährten durch Eschar und die Küstenstaaten. Nach ungefähr einem Jahr trennte er sich von den damaligen Gefährten. Die zwei darauffolgenden Jahre verbrachte er im Ormut-Tempel von Sadije und begann dort, Pilger durch die Wüste zu führen. Später ließ er sich als Karawanenführer am Rand von Sadije nieder.
Eines Tages beauftragte ihn der Meerespriester HENSTED, den er im Tempel kennengelernt hatte, eine Gruppe Reisender nach Nedschef zu begleiten. Das waren die Akteure dieser Geschichte und als die Aufgabe in Nedschef erledigt war, schloss er sich ihnen an und ging mit ihnen nach Moravod.
Nachtrag:
Wie die geneigte Leserschaft inzwischen wissen dürfte, waren Raschid und Mariemma als Jugendliche ein Liebespaar. Er verließ die Heimat, weil ihre Familien ihnen verboten hatten zu heiraten. Nachdem sie einander nun wiedergefunden haben, und Mariemma mit den Gefährten nach Moravod gekommen ist, schielt Raschid natürlich nicht mehr nach anderen Frauen. Seine Aufmerksamkeit gilt fortan allein seiner Verlobten. All seine Affären waren ohnehin nur der vergebliche Versuch, anderswo eine Frau zu finden, die sein Herz ebenso berühren kann, wie es Mariemma getan hatte.
Gunnar Gimlet
(Alchemist, Metallurg und Richtkanonier NOATUN / MYRKGARD)
Der Zwerg Gunnar Gimlet ist die neueste Anwerbung der Kroner Geheimen Bruderschaft für die Kronermarine und wurde mit Empfehlung des zwölfköpfigen Militärrates der Stände zur Noatun Initiative weitergeleitet.
Seine bisherige Lebensgeschichte ist ebenso überraschend wie einzigartig und passt haargenau zu der gleichfalls ungewöhnlichen Mannschaft der Noatun. Er ist der Spross einer „unmöglichen Liebesbeziehung“ eines Dunkelzwerges und einer Zwergin, die ihren Anfang hoch im Norden Morawods nahm, welche kurz, heftig und vor allem nächtlich war, da erwiesenermaßen Dunkelzwerge bei Tageslicht zu Stein erstarren! Die Beweggründe dieser kurzen Liaison konnte Gunnar nie so recht von seiner Mutter erfahren, seinen Vater hat er nie kennen gelernt. Einzig das diese Beziehung auf Zeit, von großer hingebungsvoller, selbstloser Liebe geprägt war, erleichterte dem heranwachsenden Zwerg, dieses Stigma in seiner Jugendzeit zu ertragen. Der in sich gekehrte Zwerg, mit den hochgradig lichtempfindlichen Augen musste als Kind allerlei Anfeindungen wegen seiner Andersartigkeit ertragen und geriet häufig wegen seiner dunkel getönten Brille mit den Seitenschutz in Raufhändel, was seiner Mutter viel Kummer bereitete, dem druidischen Brillenmacher die Taschen füllte und schließlich mit der Migration in das Zweikronenreich gipfelte, da ein Leben unter „normalen“ Zwergen nicht mehr zumutbar war.
Mit Beginn der zwergischen Pubertät, löste sich dieses „Problem“ gewissermaßen von selbst..., für einen Zwerg war er ungewöhnlich reaktionsschnell und kräftiger, als seine Mitzwerge und seine Körpergröße übertraf im Durchschnitt jeden gewöhnlichen Zwerg um eine Kopflänge.., glücklicherweise ist dieser Umstand im Zweikronenreich kein Anlass für spezizistische Übergriffe, allenfalls seine extreme „Lichtempfindlichkeit der Augen“ bereitete ihm zunehmend Schwierigkeiten, sodass dem druidischen medizinischem Dienst, der sich seiner Andersartigkeit nur zu gut bewusst war, nur noch eine Option blieb, dem geplagten Jungzwerg ein einigermaßen normales Leben inmitten einer neuen Kultur zu ermöglichen, indem er eine verspiegelte Spezialbrille mit Gnomengläsern und Rundumschutz der Augen, zur Unterbindung von Streulicht verschrieben bekam.
Von diesem Zeitpunkt an veränderte sich sein Leben schlagartig. Bei diversen folgenden medizinischen Untersuchungsreihen entdeckten die Druiden, dass seine Augen ein völlig anderes Spektrum der Wellenlänge von Licht wahrnehmen können. Seine Empfindlichkeit umfasst ein erweitertes Spektrum bis weit in den Infrarotbereich, der Wärmestrahlung.
Dieses besondere Talent erleichterte ihm das Studium der Metallurgie und Alchemie, da er ein einzigartiges Gespür für Dichte, Wärmeleitfähigkeit und elektrische Leitfähigkeit entwickelte, und wurde fortan ein gern gesehener Spezialist im zwergischen Tiefbau des Zweikronenreiches, da er Flöze verschiedenartiger Erze, Gesteine und Mineralien gewissermaßen sehen kann! Er ist sogar in der Lage, bei tiefer Konzentration Wasser und Luftströmungen zu sehen, eine besondere Fertigkeit, die ihn aber sehr erschöpft und gerade mal für ca. 30 min möglich ist und ihn anschließend in eine ebenso lange Bewusstlosigkeit fallen lässt.
Diese überraschende Befähigung von Gunnar veranlasste die Forschungsgruppe neue Waffen ein neues Zielgerät zu konzipieren, das auf dem alten stereoskopischen Zielgerät der Noatun basiert, mit dem Unterschied, dass alle verwendeten Materialien auf Tieftemperatureignung und Beibehaltung ihrer materialspezifischen Eigenschaften verändert wird. Dieses stickstoffgekühlte Zielsystem ermöglicht Gunnar mit seinem besonderen Sehsinn im Dunkeln sehr weit zu sehen, Nebel zu durchschauen und selbst schwache Wärmequellen aus der Ferne wahrzunehmen. Seine natürliche zwergische Affinität zu Waffen brach bei den Versuchen mit den Prototypen des Zielsystems, das noch monokular ausgeführt wurde, voll durch. Mit dem 30er Karabiner, Evan Mac Seals Lieblingswaffe, war Gunnar sogar in der Lage, Zielobjekte durch Wände wahrzunehmen und zu bekämpfen und bereitete dem druidischen Seelsorgedienst zeitweise ein wenig Sorge, da er eine fast pathologische Empathie zu Schusswaffen entwickelte.
Zurück blieb nach etlichen Sitzungen des druidischen Seelsorgedienstes sein Spitzname „das Auge“ das ihm seine zwergischen Kameraden der Waffentestgruppe verliehen haben, was ihm mittlerweile, glücklicherweise nur noch ein gequältes Lächeln abfordert. In der Anfangszeit der Testreihen hatten unbedarfte Bemerkungen seiner zwergischen Kameraden bei Gunnar zu unkontrollierbaren Gewaltausbrüchen geführt. Zurzeit macht gerade in den Zwergenkneipen von Jarnigard ein Gassenhauer seine Runden; Ich „Kanone“ dich nicht Leben…, leider ist dem Inlandsgeheimdienst der Ursprung dieser Ballade noch immer ein Rätsel…
KLABAUTER NOATUN
(Steuermann/Navigator NOATUN / MYRKGARD)
Noatun ist der/die Klabautermann/Klabauterfrau und zugleich Navigator der Noatun. Die Einteilung in männlich und weiblich ist dem Klabauter fremd, da er/sie nicht als Kind einer Mutter und eines Vaters geboren, sondern nach Fertigstellung der "Noatun" quasi als belebte Seele des Schiffes lebendig wurde – wie das bei allen Klabauterleuten der Fall ist. Als Anrede bevorzugt er/sie es, einfach "Navigator" genannt zu werden, empfindet allerdings Personalpronomen wie "er" und "sie" eher als "Problem anderer Leute". ("So watt gifft bi uns Klabauters nich; keen Mannslüüd, keen Fruunslüüd un ook keen Kinners!"). Daher erscheint er/sie (okay, das mit dem er/sie nervt wir können uns auch einfach auf "er" beschränken, dem Klabauter ist das ja sowieso egal) je nach Laune mal in männlicher, mal in weiblicher Gestalt, und meistens ist überhaupt kein Anzeichen von männlich oder weiblich erkennbar. Dennoch ist das Gesicht des Klabauters nicht das eines Kindes, im Gegenteil, es ist wettergegerbt wie das eines alten Seebären. Die strubbeligen, halblangen Haare des ca. 30 cm großen Knirpses sind feuerrot, und von einigen grauen Strähnen durchzogen, die Augen blaugrau wie das Meer an einem stürmischen Tag.
Als Naturgeist hat Noatun Zugang zu einer Art "Kollektivgedächtnis" aller Klabauter-Leute, was sich schon häufig als nützlich erwiesen hat.
Im Gegensatz zu seinen Artgenossen ist er allerdings weder unsichtbar noch auf Schabernack aus, sondern nimmt seinen Posten als Navigator des Schiffes sehr ernst, und ist ein zuverlässiger Offizier. Das könnte daran liegen, dass der Charakter eines Klabauters durch die Erbauer des Schiffes und durch die Besatzung desselben geformt wird.
Trotz all dieser Besonderheiten, ist Noatun ein organisches Lebewesen, das atmen, essen, trinken und schlafen muss, wie jeder Mensch, und auch ebenso verwundet und getötet werden kann. In diesem Fall allerdings, entsteht an Bord des Schiffes ein neuer Klabauter, der die Erinnerungen seines Vorgängers hat. Ansonsten ist der Klabauter ist immer so gesund wie das Schiff. Wenn das Schiff beschädigt wird, wird auch der Klabauter krank, und weiß daher auch immer ganz genau, was dem Schiff fehlt.
Bekleidet ist Noatun mit der üblichen Matrosenkleidung, das richtet sich ein bisschen nach der Mode und den Gewohnheiten der Besatzung – man will ja zeigen, dass man dazugehört.
KORF
(Waldläufer / MIDGARD)
Korf wuchs als Sohn eines Kunsthandwerkerehepaares in Geltin auf. Das Einkommen reichte gerade aus, die kleine Familie kärglich zu ernähren. Schon in jungen Jahren bereitete der kleine Korf seinen Eltern viel Sorge. Sein unbändiger Drang in die Ferne, manifestierte sich in ausgedehnte Spaziergänge in angrenzende Waldgebiete, die mitunter Tage andauerten. Seine besorgten Eltern konnten einen befreundeten Soldaten der Stadtwache dazu bringen, immer wieder mal die täglichen Patrouillienwege, zur Suche ihres Sohnes, weiter auszudehnen.
Natürlich blieben diese Pflichtverletzungen bei dem Kommandanten der Stadtwache nicht unbemerkt, sodass dieser seinerseits Nachforschungen anstellte und herausfand, dass ein kleiner Junge Namens Korf für die ausgedehnten, ungeplanten Streifengänge verantwortlich zu machen war.
Die Weitsichtigkeit des Kommandanten, ermöglichte Korf die Stundung der Geldstrafe seiner Eltern, durch Beitritt in den besonderen Wachdienst als Jäger, da er bei seinen Streifzügen erstaunliche Waldläuferfertigkeiten, wie z. B. Anschleichen, Tarnen, umfassende Kenntnis des zu jagenden Wildes und vieles, für sein junges Alter eher Ungewöhnliches an den Tag legte.
Während einer ausgedehnten Suche nach Räubern, wurde der kleine Korf nachhaltig traumatisiert. Die Sonderabteilung, bei der er als Jäger für Nahrung zu sorgen hatte, griff ein paar Ganoven auf. Bei der Festsetzung dieser, setzten sie sich vehement zur Wehr, sodass sie bei der Festnahme, leicht bis mittelschwer verletzt wurden. Da zur fortgeschrittenen Stunde der Rückweg zu beschwerlich würde, wurde ein Nachtlager eingerichtet. Unvorsichtiger Weise hielt man die Verletzten für ungefährlich und unterließ es sie zu binden.
Durch die Suche nach jagdbarem Wild kam der kleine Korf erst zur Dämmerung ins eingerichtete Lager, nur um mit ansehen zu müssen, wie seine väterlichen Freunde von den, sich selbst befreiten, Räubern niedergemetzelt wurden. In dem Bemühen die Mordtat zu vergelten, erlegte er zwei Räuber, nur um sich mit der Tatsache konfrontiert zu sehen, von den verbliebenen sechs gleichfalls gejagt zu werden. Auf seiner wilden Flucht konnte er zwar noch einem, der Halunken den Gar aus machen, konnte aber letztlich nur durch die tatkräftige Hilfe eines Elfenspähers gerettet werden, der sich mehr zufällig in der Nähe befand und den schwer traumatisierten Jungen beistand.
Aus Dankbarkeit über seine Errettung wurde Freundschaft zu den Elfenvolk, welches seinerseits über diesen Umstand wenig erfreut war, da sie wussten, welche Vorurteile ihnen nachgesagt wurden und nun auch ihm das Leben nicht gerade vereinfachte.
Er versah weitere Jahre den Dienst des Jägers der Stadtwache, wurde der erfolgreichste furchtloseste Jäger, den man bislang kannte, war aber in den Augen der Soldaten immer etwas sonderlich, da er sich wortkarg gab und sich immer distanzierte. Seltsamerweise verstarben verwundete Straftäter auf längeren ausgedehnten Suchaktionen, recht häufig, ein Umstand, den keiner so recht zu interessieren schien, da sie ohnehin eine überflüssige Last darstellten.
Dem Kommandanten lagen diese Zufälle zu schwer im Magen, konnte jedoch niemanden ohne klare Beweise verdächtigen und überführen, und auch Verdachtsmomente in Korfs Richtung, ließen sich nicht erhärten.
Von einem seiner Jagdausflüge kam Korf eines Tages nicht mehr zurück. Man nahm an, dass er von einem Wolf oder Bären angefallen und tödlich verwundet wurde, man bemühte sich aber auch nicht, nach ihm zu suchen. Vereinzelt hörte man immer wieder mal von einem sonderlichen Waldläufer, der die ausgedehnten Wälder von Moravod bereist, und von verwundeten Straftätern anderer Abteilungen, die auf dem Weg zur Gerichtsbarkeit plötzlich unter mysteriösen Umständen verstarben, jedoch brachte man beides nicht miteinander im Zusammenhang.
Seine Eltern verstarben nach einigen Jahren, wie auch ein Großteil der Geltiner Bevölkerung bei einer Hungersnot vor knapp zwei Jahrzehnten und die Erinnerung an den jungen absonderlichen kauzigen „Elbenfreund“ verblassten vollends.
LIL LI 'Prinzessin'
(Ortung NOATUN / MYRKGARD)
LIL LI (so ihr richtiger elfischer Name) entstammt dem alten Adelsgeschlecht der Askiälbainen – von Menschen Silber- oder auch Eiselfen genannt! Als vor rund 850 Jahren der große Magierkrieg im Endstadium tobte, wurde deren im Hohen Norden gelegene Heimat Hy-Aquilon durch ein valianisches Expeditionskorps zerstört. Die angeforderte Hilfe aus dem Zweikronenreich kam leider zu spät und die in einem Krater gelegene Stadt (in der Region Tuomela) war der Magie der Valianer nicht gewachsen – ein Trauma, welches bis heute tiefe Narben in den Seelen der Überlebenden und deren Nachfahren hinterlassen hat! Doch zumindest konnten die herbei geeilten Truppen des Zweikronenreichs das Imperium zu einem Rückzug drängen, was vielen Elfen damals die Flucht in das Zweikronenreich ermöglichte. Doch dort führte WYRDS ‚Letzte Rune‘ zu einer gravierenden kulturellen Änderung: Dem Ende jeglicher Magie in einem Bereich von 1000 Kilometern Durchmesser – dem Kreis! Dies versetzte den geflohenen Elfen einen zweiten Schock: abgeschnitten von den magischen Drachenwegen, welche zeitlebens einen wesentlichen Teil ihrer Existenz bestimmt, und auch zu einer gewissen Überheblichkeit gegenüber anderen ‚minderbegabten‘ Völkern geführt hatten, versanken viele von ihnen in Depressionen. Erst nachfolgende Generationen konnten dieses Gefühl der doppelten Schmach überwinden, und sich wieder als vollwertige Mitglieder einer größeren Gemeinschaft (der KRONER) fühlen. Insbesondere das ‚Magieaustauschprogramm‘ mit dem verbündeten ARAN ermöglichte es einigen Elfen wieder mit den belebenden magischen Strömen in Kontakt zu kommen. Hierbei ließ sich eine weitere niederschmetternde Erkenntnis allerdings nicht länger verheimlichen: die Abwesenheit jeglicher Magie hatte bei den jüngsten Elfen-Nachkommen zu einer Degeneration geführt, denn sie waren auch außerhalb des ‚Kreises‘ nicht mehr in der Lage Zugang zu einer magischen Quelle zu finden und somit nichts Besseres als gewöhnliche Menschen!
Zu dieser Generation gehört mit ihren 92 Lebensjahren auch LIL LI. Das ist auch der Grund, warum sie so sehr auf ihren Titel ‚Prinzessin‘ Wert legt – ganz einfach, weil sie zumindest hieraus eine Art Selbstwertgefühl schöpfen möchte. Dabei hat sie alles Recht, nicht auf ihre Herkunft, sondern vor allem auf ihren Werdegang und ihre Fähigkeiten stolz zu sein! Bereits in den für Elfen blutjungen 30er-Jahren ihres Lebens verlies sie ihre, seit der Zerstörung Hy-Aquilons in der nördlichsten Grenzgarnison Jorwald lebende Familie, und machte sich auf gen Süden. Schließlich fand sie in der Hafenstadt Janigard (am nördlichen Ende der Wyrdsee gelegen) das, was sie in der eintönigen Wildnis am Rand des Kreises vermisst hatte: Abwechslung und Abenteuer! Dort befand sich zum damaligen Zeitpunkt eine der größten Werften des Landes, und es wimmelte dort nur so von Bewohnern des Zweikronenreichs. Es schwirrte nur so von den Sprachen der verschiedenen Völker: neben Waleska und Dvarska, hört man noch Gnomeon, Vallinga und Eldalyn. Nach kurzer Zeit schon erkannte LIL LI verblüfft, wie leicht es ihr fiel in all diesen Sprachen Gemeinsamkeiten zu finden und sie dadurch nahezu spielerisch zu erlernen. Und ganz so, als habe die Natur einen Ausgleich für den verlorenen Zugang zur Magie schaffen wollen, entwickelte sie ebenso eine natürliche Empathie für die Mimik und Gestik der vielen Rassen, so dass sie auch mit Fremdwesen, denen sie zuvor noch nie begegnet war, in kürzester Zeit eine Verständigung aufbauen konnte. Bald war sie in der Hafenstadt eine vielbeschäftigte Übersetzer- und Vermittlerin geworden. Durch den Kontakt mit den vielen Seeleuten erinnerte sie sich schließlich wieder an ihren Wunsch nach Abenteuern. So dauerte es auch nicht lange, bis sie sich einer Gruppe junger Freden anschloss und mit ihnen auf Vidhingfahrt ging. Die Gruppe der Freden stellte den Seefahrerzweig der Waelinger jene mutigen Seehändler und Erforscher der Meere - immer mit dem Schwert bewaffnete Frauen und Männer, die bevorzugt jene Orte ansteuerten, wo es einen guten Kampf oder ein lukratives Geschäft zu machen gab. Alsbald wurden LIL LI und JÖRD, der Kapitän der ‚Drachenzahn‘, nicht nur Kampfgefährten, sondern auch das berühmt berüchtigtste Liebenspaar aller Freden. Während LIL LI schon als Kleinkind durch eine harte Schule der klassischen elfischen Kampfkünste (Schwert, Bogen und Nahkampf) ging, besaßs JÖRD ein natürliches Gespür für die Seefahrt, -taktik und dem Kampf mit Pulverwaffen. Über viele Jahre hinweg galten die Beiden mit ihrer Mannschaft als der Schrecken aller Seemeistersöldner vor den Küsten des Zweikronenreichs. Bis zu jenen Tagen als LIL LI merkte, um wieviel schneller doch der geliebte Mann an ihrer Seite alterte, und um wieviel langsamer mit der Zeit doch seine Wunden heilten und seine Reaktionen im Kampf wurden. Zudem begann der Kapitän auch immer wunderlicher zu werden - förmlich besessen von der Idee irgendwann ein „tauchendes Schiff“ zu bauen, um den Gegner auch von unter Wasser her angreifen zu können. Als schließlich der anfängliche Unmut der Mannschaft über seinen Zustand in offene Meuterei umzuschlagen drohte, verlies JÖRD eines Nachts heimlich die ‚Drachenzahn‘ und kehrte niemals zurück. Nach wochenlanger, vergeblicher Suche überlies die, ohne ein Wort der Erklärung verlassene LIL LI, ebenfalls das Schiff und gab es in die Hände des fähigen 1. Offiziers Hall Bjarnison, welcher es erneut zu legendären Ruhmestaten führen sollte. Derweil nahm die betrübte LIL LI wieder ihre alte Tätigkeit als Vermittlerin auf - bis sie Jahre später von einem elfischen Waffenmeister der Forsetimen für den Geheimdienst der Kroner angeworben wurde. Während ihrer Ausbildung zur Agentin stieß sie schließlich auf Hinweise, dass JÖRD scheinbar nach seinem Verschwinden ebfalls für ein Geheimprojekt namens ‚NOATUN-Initiative‘ rekrutiert worden war. Seither suchte sie überall heimlich in der Organisation nach Spuren JÖRDS – stieß aber immer nur auf geschwärzte Akten! Bis zu jenem Tag, als an sie die Order erging sich an Bord eben dieser geheimen ‚NOATUN‘ zu begeben. Seither glaubt sie in vielen Dingen an Bord das Werk ihres Geliebten zu erkennen. Und tragen die stählernen Wände nicht oftmals sogar JÖRDS markante Stimme an ihr Ohr?
Evan McSeal
(Captain der NOATUN / MYRKGARD)
Evan McSeal ist ein bärtiger stämmiger kräftiger Mann aus Alba. Das auffallendste an ihm sind seine blauen Augen, und sein krauser leicht angegrauter Bart lässt darauf schließen, das er ist nicht mehr der Jüngste ist. Seine Dienstzeit als Forsetimen des Zweikronenreiches zählt nun schon zwei Dekaden in denen er als erfahrener Schiffsoffizier verdeckt in der Handelsmarine tätig war. Aus der Tatsache seiner adeligen Abstammung hat er noch nie einen Hehl gemacht, trotzdem kennzeichnet ihn eine freundliche umgängliche Art, die ihm aufgrund seines besonderen Charismas nicht schwerfällt.
Spätestens nach der dritten Seereise der Handelsschiffe, auf denen er sich als Kapitän dienstverpflichtete, wusste auch der Letzte der Mannschaft, das ihr mit nimmermüder Kraft beseelter Offizier ein besonderer Typus Mensch ist, mit einigen komischen Marotten!
Z.B. ordnete er immer als ersten Kapitänsbefehl an, den Wachrythmus zu ändern! Nach 3 Wachen habe ein jeder an Bord eine Freiwache zu nehmen, ungeachtet jeden Ranges! Er selbst nähme sich davon nicht aus und verlangte aber auch von seiner Mannschaft das wirklich niemand in dieser Freiwache gestört werde, ausgenommen vielleicht das Schiff sinke!
Nicht selten wurden Erste Offiziere mit Entscheidungsschwierigkeiten, die die Freiwache des Kapitänes ignorierten, von der verschlossenen Tür der Kajüte ihres Vorgesetzten aufgehalten und mit sehr lautem wütendem Gebelle empfangen. Nur um die nächsten drei Wochen alle Nachtdienste zu schieben!
Somit errang er sich schnell den Rang eines geschätzten aber auch gerechten Schiffsführers, der Eigeninitiative förderte, aber auch Nachlässigkeiten ahndete und Entscheidungen, die die Sicherheit des Schiffes gefährdeten mit unnachgiebiger Härte gemäß des wealändischen Seerechtes strafte.
Er ist aufgrund seiner Ahnenreihe ein Silkie in vierter Generation und muß sich spätestens nach der 3ten Wache für längere Zeit ins Wasser begeben, ausruhen und Kraft tanken, er fällt dann für etwa zwei Stunden zurück in seine eigentliche Gestalt eines Seehundes! Wohl ist er nicht mehr direkt an den Segen der McSeals gebunden, sein Seehundfell abzustreifen und verstecken zu müssen, damit er als Mensch agieren kann, aber wie aranische Magier ihm bestätigten, hat sich diese Eigenschaft in seiner Generation verändert, gleichwohl ist sein morphogenetisches Feld das einer Robbe, er muß, um am Leben zu bleiben in dieser Getalt ruhen.
Seine gestrenge Form der Schiffsführung hatte einen verdeckten Grund. Als Agent des Zweikronenreiches erprobte er u.A. die Befähigung der Mannschaften unter Gefechtsbedingungen zu funktionieren und testete auf diese Art die Qualifikationen der Seemänner und ihre Bereitschaft, flexibel auf ungewohnte Ereignisse zu reagieren..., nicht wenige Seeleute erhielten auf Empfehlungsschreiben von Evan McSeal hin, beim Heuerwechsel Besuch von Anwerbern der Marine.
Kennzeichnend seiner besonderen Art der Schiffsführung hin, gelang es jedem Schiff unter seiner Kommando, jedwedem Aufbringversuch des valianischen Imperiums stand zu halten und zu entkommen.
Bei nicht wenigen Situationen griff er dabei auf ungewöhnliche Tricks und Kniffe zurück, die, so mutmaßten seine Untergebene, aus dem Schmugglerhandwerk zu stammen scheinen und in der Tat hatte Evan in seiner Jugendzeit an der albischen Ostküste allerlei Dinge unter der Nase des valianischen Imperiums hindurchgeschmuggelt.
Bei einem schon mehrere Jahre zurückliegenden Einsatz jedoch ist seine Tarnexistenz aufgeflogen. Ein Größerer Frachtsegler, von ihm geführt, wurde von einer schwarzen Galeere der Seemeister angegriffen und versenkt. Die überlebende Besatzung wurde von den Seemeistern hilflos an Trümmern treibend und teilweise verletzt ihrem Schicksal überlassen, bar jeder Hoffnung auf Rettung. Ihr Kapitän, selbst verletzt, sprach jedoch in den dunkelsten Stunden den Seemännern Mut zu und nach einem halben Tag war die Überraschung der Mannschaft bei einigen mehr, bei anderen weniger groß, eine mitfühlende, Fisch fangende Robbe mit gebrochener Schwanzflosse inmitten der glücklosen Schiffbrüchigen vorzufinden! Leider gelang es ihm nicht, alle Seemänner zu retten, die schwer Verwundeten starben zuerst und auch mit all seiner Kraft als Silkie, der sich selbst durch Wasserheilung schnell regenerierte, verlor er zwei Mann an die Haie!
Nach sechs Tagen wurden sie von einem wealändischen Fischer geborgen und seither beseelt ihn kalter Zorn, der ihn fast um den Verstand gebracht hätte. An der Seele verwundet, gelang es dem druidischen Seelsorgedienst der Forsetimen ihn aus der finsteren, verzehrenden Spirale der Vergeltung zu bringen. Nach der Rehabilitierung suchte er eine neue Aufgabe und rückte in den nächsten Kreis der Verteidigung auf.
Seine überragenden Fähigkeiten in Hand-Auge Koordination überraschten die Trainer der Lehrgruppe Neue Waffen, sodaß er sehr schnell zum besten Scharfschützen des Jahrganges in der noch im Aufbau begriffenen neuen Waffengattung Feuerwaffen wurde und avancierte dort schnell zum Spezialisten.
Bei einigen streng geheimen Außeneinsätzen im Hinterland von Morawod zeichnete er sich durch kaltblütige, berechnende Präzision aus, mit der Neigung zu Alleingängen und mit einem leichten Hang zur Gewalttätigkeit, sodaß man ihn,wieder zurückgekehrt weiterhin unter Beobachtung hielt.
Seine Genesung brauchte noch weitere zwei Jahre, die für ihn aber außergewöhnlich fruchtbar waren, erwarb er doch, parallel zu seinen Sitzungen des druidischen Seelsorgedienstes, weitergehende Kenntnisse in Technologie und Waffenkunde, es zeigte sich auch, das er sehr schnell wieder seine alte Fähigkeit zur Personenführung zurück erwarb und rückte somit immer weiter im Kreis des Wissens auf.
Wieder im Range eines Kapitänes der Kronermarine hat er schon mehrfach sehr zuverlässig und vor allem ohne Verluste einige Konvois an Wahrenlieferungen sicher ins Zweikronenreich eskortiert und konnte durch geschickte taktische Manöver in Zusammenarbeit mit dem ersten Seezwergegeschwader und der beiden leichten Kreuzer Alchissamore 1 und 2 den Söldnern des valianischen Imperiums schwersten Schaden zufügen.
Mialee
(Elfenmagierin / MIDGARD)
Mialee ist eine mittelgroße Elfe von zierlicher Statur mit langen weißblonden Haaren die sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trägt. Bei festlichen Anlässen webt sie auch gern Federn und bunte Bänder hinein.
Ihre Augen auf Elfen-Typische Weise sind leicht schräg und hellgrün.
Mit ihren ca. 28 Jahren ist sie für elfische Begriffe immer noch ein Kind. Ihr genaues Alter weiß sie nicht, weil sie als Findelkind bei Menschen aufgewachsen ist und sich an nichts, was davor war erinnern kann. Alles, was sie über Elfen weiß, hat sie von Menschen erfahren. Zum Beispiel dass Elfen unsterblich sind, und dass sie zaubern können.
In ihrer frühesten Erinnerung kauert sie an einem kalten Spätwintertag frierend unter einer Decke auf einer Waldlichtung, und weiß nicht, woher sie kommt und wer sie ist.
Als ein Mensch die Lichtung betritt, hält sie zunächst scheu Abstand, denn sie hat noch nie einen Menschen gesehen und versteht seine Sprache nicht. Sie erkennt aber, dass der Mensch mit freundlicher Stimme spricht. Als er ihr Kekse anbietet, bemerkt sie erst, wie hungrig sie ist und fasst vorsichtig Vertrauen.
Dieser Mensch war der Jäger Dimitrij Semjonowitsch, der sich auf der Suche nach jagdbarem Wild weiter in die tiefen der Wälder vorgewagt hatte als jemals ein Jäger seines Dorfes zuvor. Zunächst hielt er das am Boden kauernde Kind für schwachsinnig, weil es - obwohl es ungefähr 6 Jahre alt zu sein schien - kein Wort sagte, ja nicht einmal seine Sprache verstehen konnte. Dennoch bot er dem Kind seine Hilfe an, und erst als es vorsichtig näherkam fiel ihm auf, dass es sich um ein Elfen-Mädchen handelte. Der Jäger beschloss, nach der Familie des Mädchens zu suchen, doch vorläufig nahm er es mit in sein Dorf Schenila.
Dort wurde das heimatlose Elfenkind gastfreundlich aufgenommen und zunächst bei der Familie der Dorfschamanin Orla Ilijewna untergebracht, die sich mit viel liebevoller Geduld um das schüchterne Mädchen kümmerte. Es dauerte Tage, bis sie die Sprache der Menschen zu verstehen begann, und auch die Fragen nach ihrem Namen und ihrer Herkunft. Erst dadurch wurde ihr bewusst, dass sie sich an nichts weiter erinnern konnte als ihren Namen: Mialee
Die Jäger des Dorfes unternahmen mehrere Expeditionen, um etwas über die Herkunft des seltsamen Elfenkindes herauszufinden, doch sie fanden nicht einmal Spuren davon, dass jemals Elfen in den Wäldern rund um Schenila gelebt hatten.
So blieb Mialee bei ihnen und die kinderlose Eheleute Wassili Grigorijewitsch und Ludmilla Andreijewna nahmen Mialee bei sich auf und zogen sie als ihre eigene Tochter groß.
Ihr vollständiger Name lautet daher:
Mialee Wassiliewna aus dem Dorf Schenila
Die beiden hatten gehofft, dass ihnen das adoptierte Kind bei der schweren Arbeit auf dem Bauernhof helfen, und sie später versorgen könnte, wenn sie alt werden. Leider hatte Mialee nicht sonderlich viel Begabung zur Bäuerin, außer dass sie gut mit Tieren umgehen konnte. Für die Feldarbeit aber war sie zu schwach. Stattdessen steifte sie lieber mit den Jägern durch die Wälder und lernte Bogenschießen. Bei dieser Gelegenheit brachten Mialee und die Jäger auch wilde Bienenvölker ins Dorf. Ihre Pflegeeltern begannen daraufhin, sich als Imker um die Bienen zu kümmern, und Honig für das Dorf zu produzieren. Das war eine wesentlich weniger kräftezehrende Arbeit als die Bestellung der Felder.
Als sich dann zeigte, dass Mialee unkontrolliert Magie anwandte, nahm sich zunächst die Dorfschamanin ihrer an und lehrte sie, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren.
Mittlerweile waren 10 Jahre vergangen, seit Dimitrij sie nach Schenila gebracht hatte. Die gleichaltrigen Kinder des Dorfes waren inzwischen im heiratsfähigen Alter, Romanzen und Heiratspläne bestimmten den Großteil ihrer Gedanken. Nur Mialee hielt sich abseits. Es war, als würden alle um sie herum erwachsen, während sie ein Kind blieb. Deutlicher als je zuvor wurde ihr bewusst, dass sie kein Mensch war, und dass Schenila, so liebevoll die Menschen sie auch aufgenommen hatten, nicht ihre Heimat war.
Zurück zu den Elfen konnte sie allerdings auch nicht, denn weder die Jäger noch die Reisenden, die gelegentlich das Dorf besuchten, hatten jemals Elfen gesehen.
Mialees Herkunft blieb somit ein unlösbares Rätsel.
In der Hoffnung, dass sie dort Antworten finden könnte, schickte der Dorfrat sie auf die Magier-Akademie nach Geltin. Dort erfuhr sie, dass es bis vor einigen Jahren noch Elfen in den Wäldern nahe Geltin gegeben hatte, diese nun aber spurlos verschwunden waren.
So bemühte sich Mialee, eine gute Schülerin zu sein, und Magierin zu werden. Sie hatte allerdings Schwierigkeiten, weil sie sich leicht ablenken ließ und ihr daher das konzentrierte Studieren von Buchwissen nicht lag. Nur wenn sie etwas selbst ausprobierte, und es dann funktionierte, konnte sie es sich merken.
Ihre Fragen über Elfen konnten die Magier an der Akademie nur unzureichend beantworten. Sie wussten nicht einmal, ob Elfenkinder überhaupt von Müttern geboren werden wie menschliche Kinder, oder ob sie womöglich durch Magie entstehen. Das hätte zumindest Mialees völliges Desinteresse an romantischen Beziehungen erklärt. Oder war sie einfach nur noch nicht alt genug? Immerhin galten Elfen ja als unsterblich, also musste sie vielleicht erst 100 Jahre alt werden? Oder 200? 500?
Nach vier Jahren, inzwischen ungefähr 20 Jahre alt, verließ sie die Akademie wieder und kehrte nach Schenila zurück.
Zwar wurde sie herzlich willkommen geheißen, doch wirklich heimisch wurde sie dort nicht wieder. Alle jungen Leute, mit denen sie aufgewachsen war, waren inzwischen verheiratet, während Mialee noch immer keinerlei Interesse an Romanzen hatte. Die Dorfschamanin war dabei, ihre eigene Tochter zur Nachfolgerin auszubilden, und ihre Pflegeeltern bedurften ihrer Hilfe bei der Arbeit nicht mehr. Sie hatten sich nämlich zu recht guten Imkern entwickelt, einer Tätigkeit, die sie auch ohne Hilfe bis ins hohe Alter ausüben konnten. Der in Honig eingelegte Wildschweinschinken aus Schenila war sogar zu einer weithin bekannten Spezialität geworden.
Da sie aber keinen Plan hatte, wohin sie sonst hätte gehen können, verbrachte sie die folgenden 2 Jahre in Schenila, als wäre sie nie weg gewesen. Sie wohnte bei ihren Pflegeeltern, half bei der Imkerei und auf dem Hof, ging mit den Jägern auf die Jagd und erhielt Unterweisungen von der Dorfschamanin. Es wurde allerdings immer deutlicher, dass sie nicht wirklich in die Dorfgemeinschaft passte. Sie war nun einmal kein Mensch, und würde auch niemals einer sein. Ihren wirklichen Platz in der Welt würde sie in Schenila nicht finden.
Als im Frühjahr Reisende das Dorf besuchten, schloss sich Mialee ihnen an.
Seither bereiste sie das Land mit verschiedenen Reisegruppen und Jagdgesellschaften, in der Hoffnung Elfen zu finden, oder zumindest mehr über ihr Volk zu erfahren.
Meliodas Schenk
(Smutje der NOATUN / MYRKGARD)
Geboren wurde er auf einem kleinen Waldgehöft in Halfdahl. Als jüngster von fünf Kindern war von Anfang an klar, das er den Hof nicht übernehmen würde. Es war ein einfaches, arbeitsreiches Leben in dem er aufwuchs. Mit der Bewirtschaftung des Hofes hatte er nicht viel am Hut und so half er meistens seiner Mutter in der Küche. Schon damals zeigte er ein bemerkenswertes Talent zum Kochen. Bereits in sehr jungen Jahren, er war nicht einmal volljährig, verlies er den elterlichen Hof und zog hinaus in die fremde Welt.
Nach etlichen Jahren des Umherwanderns lies er sich in der Stadt Jarnigaard nieder und absolvierte eine Lehre. Neben der Kochkunst eignete er sich dort auch noch andere, eher praktische Fertigkeiten des Stadtlebens an. Nach dem Ende der Lehrzeit arbeitete er in diversen Küchen als Hilfskoch, bevor ihn wieder die Wanderlust packte und er Jarnigaard verlies. Nach drei Jahren erreichte er Drakargaard, wo er eine eigene Taverne eröffnete. Dank seiner außerordentlichen Kochkunst wurde diese sehr schnell zu eine Art Scene-Treff.
Schon früh fielen ihm einige Stammgäste auf, die sich zwar oftmals zur gleichen Zeit in seiner Taverne aufhielten, aber sehr darauf bedacht zu seinen schienen, nicht zusammen gesehen zu werden. Zunächst dachte er sich nichts dabei. Deren Angelegenheiten gingen ihn schließlich nichts an, solange sie keinen Ärger machten und die Zeche zahlten. Eines Tages, er wollte gerade schließen, wurde er von einem Fremden angesprochen. Dieser klärte ihn über die besonderen Stammgäste auf und machte ihm wortreich ein Angebot. Er hatte ja schon einiges gesehen, gehört und erlebt in dieser Welt und so nahm er an. Ab da gehörte er, zunächst locker, zum Nachrichtdienst des Zwei-Kronen-Reichs.
Nach einigen Jahren, die sowohl wirtschaftlich als auch nachrichtentechnisch sehr erfolgreich waren, packte ihn einmal mehr die Wanderlust. Er übergab, nach einer umfangreichen Einweisung, die Taverne einem anderen Nachrichtendienstkoch und zog los. Aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Nachrichtendienst und deren Interessen, schloß er sich der Kronenmarine an. Er erwies sich überraschenderweise als seefest und nach einer kurzen, aber harten, Grundausbildung wurde er einem Schiff zugeteilt. Bei zahlreichen Einsätzen, besonders gegen die Seemeister und ihre Schergen, bewerte er sich auch im direkten Kampf. Deswegen, und aufgrund einer ungewöhnlichen Besonderheit, wurde er praktisch nach jeder größeren Fahrt etwas besser gestellt und versetzt. Während auf längeren Fahrten die Mannschaften stets an Gewicht verloren – die Vorräte waren begrenzt und daher immer rationiert – legten die Mannschaften der Schiffe, auf denen er als Smutje diente, an Gewicht zu! Ihm nachfolgende Smutjes hatten dann auch immer das Problem, das die Ansprüche der Mannschaften von ihnen nicht erfüllt werden konnten.
Er machte schnell Karriere und wurde auch als Problem angesehen. Immer öfter kam es zu Tumulten, wenn er versetzt wurde. Nicht zuletzt auch wegen seiner Fähigkeiten im Kampf, wie ein unglaubliches Reaktionsvermögen, enormes Geschick und erstaunliche Gewandtheit, wurde er nicht zu einem Schiff, sondern zu einer geheimen Trainingseinrichtung der Marine versetzt. Dort wurde ihm eine besondere Ausbildung zuteil. Nach bestandenem Abschluß wurde er ein FORSETIMEN, ein Elitekrieger der Zwei-Kronen-Marine!
Gleich nachdem er den Abschluß in der Tasche hatte, wurde er einem Geheimprojekt zugewiesen. Seine, bis dato ruhende, Zugehörigkeit zum Nachrichtendienst mochte einer der Gründe gewesen sein. In einer Nacht- und Nebelaktion (wörtlich zu nehmen!), wurden er und noch zwei weitere Forsetimen an einen geheimen Ort gebracht. Dort wurden sie auch gleich ihren kommandierenden Offizieren und neunen Aufgaben überantwortet. Er war in erster Linie der neue Chef-Smutje der NOATUN, dem Prototypen eines völlig neuartigen Schiffes, wie es die Welt bislang noch nicht gesehen hatte – und es wohl auch nie sehen würde…
Mariemma Ult Samil
(Inadische Thaumaturgin / MIDGARD)
Mariemma Ult Samil ist eine junge Inadin vom Stamm der Kel Tahore, Taumaturgin aus den Weiten der Wüsten von Eschar. Sie ist mittelgroß und kräftig gebaut mit ausgeprägten weiblichen Formen. Ihre Haare sind dunkelbraun und zu vielen kleinen Zöpfen geflochten, die sie bei besonderen Anlässen mit winzigen silbernen Amuletten schmückt. Sie hat ein hübsches, gutmütiges Gesicht und bernsteinfarbene Augen, die mit schwarzer Schminke umrandet sind. Das Auffallendste an ihr ist ihr strahlendes Lächeln.
Die Inaden sind quasi die Handwerker-Kaste des selben Volkes, dessen Krieger- und Wüstengänger-Kaste die Asad sind. Während also die Asad Karawanen durch die Wüste führen, und die Reviere ihrer Stämme gegen Räuber, andere Völker und andere Asadstämme verteidigen, sind die Inaden die Handwerker, die alles herstellen, was beide Völker benötigen. Die meisten von ihnen sind einfach gute Handwerker, aber einige von ihnen haben besondere Fähigkeiten, können magische Gegenstände herstellen, was sie quasi zu Taumaturgen macht. Die Asad gehen davon aus, dass jeder Ened (Einzahl von Inaden) diese Fähigkeiten hat, und halten sich von ihnen fern. Es heißt, dass man niemals einen Ened verärgern sollte, denn sein Fluch könne nicht nur den Verursacher des Ärgers selbst treffen, sondern im schlimmsten Fall seinen ganzen Stamm ins Unglück stürzen. Abgesehen davon natürlich, dass ein verärgerter Ened für den, der ihn verärgert hat nichts mehr herstellen wird, und die Asad sind auf die Handwerkskunst der Inaden angewiesen, auch wenn sie es nicht zugeben.
Die Kel Tahore sind - und waren schon immer - angegliedert an den Asad Stamm der Kel Aschak. Als die Kel Aschak die öden Hügel verließen, um im Auftrag der weißen Königin die Dschebel Al Ghussat zu erobern, folgten ihnen die Kel Tahore einige Jahre später dorthin.
Bei den Kel Tahore gibt es noch eine Besonderheit. Ihre Vorfahren haben nämlich vor hunderten von Generationen einer abtrünnigen Arracht Zuflucht gewährt, und dafür hat sie den Frauen des Stammes die meketische Sprache und Schrift, sowie einige magische Fertigkeiten der Arracht beigebracht. Noch heute wird das überlieferte Wissen als Geheimsprache der Kel Tahore Frauen von den Müttern an die Töchter weitergegeben, und auch einige besonders herausragende Männer erhalten dieses Geheimwissen. Einer dieser Männer ist Mariemmas Onkel Amazal Ag Elyas, der weithin berühmt für seine handwerklichen Fähigkeiten ist.
Mariemma und ihr Zwillingsbruder Idrissa wurden vor 25 Jahren und 6 Monaten in den öden Hügeln geboren und lernten die Handwerkskünste ihrer Familie von frühester Kindheit an.
Die enge Freundschaft der beiden Geschwister zu dem gleichaltrigen Asad-Jungen Raschid Ag Areschar wurde von beiden Familien zwar nicht sonderlich gern gesehen, aber geduldet. Als dann die Kel Aschak in die Dscbel Al Ghussat zogen, die Kel Tahore aber nicht, hielten beide Familien das Problem für erledigt.
Wenige Jahre später wurden Idrissa und Mariemma 15 Jahre alt und somit zu Erwachsenen erklärt. Mariemma lernte nun die Geheimsprache der Kel Tahore Frauen. Zwei Jahre später zogen die Kel Tahore in die Dscbel Al Ghussat. Dort begegneten sich Mariemma und Raschid zum ersten Mal als Erwachsene, und verliebten sich auf den ersten Blick ineinander. Da beide noch einige Jahre Zeit hatten, bevor ihre Familien sie zu angemessen Ehen mit angemessen Partner drängen würden, wurde auch dies von den Familien geduldet. Allerdings etwas missbilligender. Vorläufig aber taten sie es als Jungend-Torheit ab, die schnell vergehen würde.
Es wurde allerdings immer deutlicher, dass Mariemma und Raschid fest entschlossen waren zu heiraten. Kurz nach Raschids 20. Geburtstag erklärten beide Familien endgültig, dass sie eine Heirat der beiden nicht erlauben würden. Raschid verließ daraufhin ohne Abschied seine Heimat, und lange Zeit wusste niemand, ob er überhaupt noch am Leben war.
Mariemma fand sich schweren Herzen damit ab, dass sie die Liebe ihres Lebens verloren hatte, und heiratete einige Monate später ihren Cousin Ayyur, der schon seit Längerem um sie geworben hatte. Obwohl Ayyur ein guter Ehemann war, und auch ein guter Freund, hielt die Ehe nicht lange, denn Mariemma sehnte sich immer noch nach Raschid. Nach knapp einem Jahr trennte sich Mariemma von Ayyur, und lebte eine Weile allein in ihrem Zelt. Sie hatte einige Affären, die sie aber nicht glücklich machten. Eine zweite Ehe mit einem entfernten Cousin beendete sie nach nur einem Monat wieder, weil sie Raschid noch immer liebte, auch wenn sie davon ausging, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Eine weitere Ehe kam für sie nun nicht mehr in Frage.
Stattdessen widmete sie sich mit vollem Einsatz dem Handwerk, lernte sogar Waffen zu schmieden von ihrem Onkel. Als dann Raschid mit den Gefährten ihre Familie besuchte, schloss sie sich der Gemeinschaft an.